Stand-, Buffet- und Schreibtischuhren, Comtoise-Uhren (die mit üppig dekoriertem Ziffernblatt), superpräzise Regulatoren, edle Chronographen fürs Handgelenk, Taschen- und Schmuckuhren, hin und wieder eine Bahnhofs- oder eine Kirchturmuhr: Zeitmesser vielerlei Art, technischer Varianten, Alter und Stilrichtungen finden den Weg in die Uhrenmeisterei Heiduck & Freise. Mittlerweile aus ganz Deutschland. „Wir warten, reparieren und restaurieren nahezu jede mechanische Uhr“, versichern Dietmar Heiduck und Patrick Freise. Zu einem „Tag der offenen Tür“ laden die Uhrmacher für diesen Samstag, 25.Oktober, von 11 bis 16 Uhr in ihre Werkstatträume, Große Straße 57, in Bodenwerder ein. Anlass ist das 30-jährige Bestehen der Uhrenmeisterei.
Exklusive Anzeigen aus der Printausgabe

Ein besonderes Projekt: Aufbau der generalüberholten, 130 Jahre alten Weule-Uhr im
begehbaren Turmuhrschrank der St. Ursula-Kirche in Heyen im Dezember 2022. Foto: saw
„An unseren Uhrmacher-Werktischen werden wir unsere Geräte und Werkzeuge zeigen – und natürlich Uhren, die wir in alle Einzelteile zerlegt haben“, gibt Uhrmacher Patrick Freise einen ersten Einblick. „Mit dem Einzug der Digitaluhr ist das Verständnis für die ausgefeilte Uhrenmechanik verloren gegangen. Da wollen wir ein bisschen gegensteuern und Interesse wecken“, ergänzt Lara Kurth. „Wir wollen zeigen, was alles in einer Uhr steckt. Und warum Wartungen ihren Sinn haben.“ Als Umschülerin hat sie sich zwei Jahre lang in das traditionsreiche Handwerk eingearbeitet und ist jetzt eine starke Unterstützung für ihre Ausbilder.
Exklusive Anzeigen aus der Printausgabe
Antiquitäten, Sitzecke und Kleinuhren-Arbeitsplatz
„Dass Lara zu unserem Team gehört, macht uns glücklich. Denn Nachwuchs ist im Uhrmacherhandwerk wirklich schwer zu bekommen“, unterstreicht Uhrmachermeister Dietmar Heiduck. In der Münchhausenstadt profitiere man von einem allgemeinen Abwärtstrend: Weil es immer weniger Uhrmacher gäbe, laufe die Uhrenmeisterei immer besser. In den Räumlichkeiten des historischen, architektonisch besonderen „Pigge-Haus“ in der Großen Straße 65 – hier hatte Heiduck vor 30 Jahren sein Juweliergeschäft mit angeschlossener Uhrenwerkstatt eröffnet – wurde es irgendwann zu eng.Als vor fünf Jahren der Uhrmacher Patrick Freise ins Business einstieg und das Geschäft zur „Uhrenmeisterei“ umfirmierte, habe man zusätzliche, größere Räume in der Innenstadt gesucht und im Fachwerkhaus in der Großen Straße 57 gefunden.
Exklusive Anzeigen aus der Printausgabe
Und so dient das mit Antiquitäten, Sitzecke und Kleinuhren-Arbeitsplatz eingerichtete Geschäft unter den Arkaden als „Showroom“ – mit zwei aufwendig gestalteten Schaufenstern, die wahre Blickfänge sind und die Faszination des Uhrmacherhandwerks auf den Punkt bringen. „Hier ist freitags geöffnet, stehen wir für Kundengespräche und Servicearbeiten kleineren Umfangs bereit“, so Heiduck. Es sei das „Gesicht unseres Handwerksbetriebs“. In der Werkstatt ein paar Schritte weiter ist Kundenverkehr eher die Ausnahme, „hier wird üblicherweise konzentriert gearbeitet“, ergänzt Freise.
Exklusive Anzeigen aus der Printausgabe
Drehbank, Amboss, Bohrmaschine und Schleifbock
Drehbank,Amboss, Rollier- und Bohrmaschine, Schleifbock – der Gerätepark kann sich sehen lassen. „An den Drehmaschinen werden ganz feine Schräubchen oder Lager individuell angefertigt“, so Freise. Neben eher robustem Gerät hat der Uhrmacher auch Druckluft, Pinsel, Pinzetten, Mini-Schraubendreher und Lupen im Einsatz, um Federn, Zahnrädchen und Zapfen greifen zu können. Gutes Licht und gute Augen sind natürlich unerlässlich. „Unsere Arbeit ist vielseitig, beinahe täglich haben wir neue Herausforderungen. Bei der Damenarmbanduhr sind Fingerspitzengefühl und Mikromillimeter gefragt. Bei der Kirchturmuhr kommt auch Körperkraft ins Spiel. Manche Teile lassen sich nur zu zweit tragen. Und hier reicht millimetergenaues Arbeiten“, scherzt Heiduck.

Faszination Uhrmacherhandwerk: Einem kleinen Museum gleichen die mit Hingabe dekorierten Schaufenster der Uhrenmeisterei Heiduck & Freise
im historischen Pigge-Haus.
Foto: saw
Exklusive Anzeigen aus der Printausgabe
Ist wertvoll, was in der Uhrenmeisterei auf die Werkbank kommt? „Manchmal durchaus. Unikate, Sammlerstücke, Vintage-Uhren mit Namen renommierter Firmen, die als Wertanlage dienen“, sagt Dietmar Heiduck, der hin und wieder auch Expertisen erstellt. Die meisten Uhren allerdings
seien Erbstücke „mit großer emotionaler Bedeutung für die Familien“.
Einen Einblick in die Faszination des Uhrmacherhandwerks möchten Dietmar Heiduck, Patrick Freise und Lara Kurth ihren Kunden und allen Interessierten geben–eines Handwerks, das im Jahr 2021 in Deutschland in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen wurde. „Das ist eine tolle Wertschätzung für unseren traditionsreichen Beruf einerseits und für die Uhr als Kulturgut andererseits, die die Grundgedanken von Mathematik, Physik und Astronomie aufgreift und für die tägliche Orientierung umsetzt.“ saw



















